6 Jahre „Rettet die Bienen“ – und mein Lernweg zur Demokratieentwicklerin

Heute hat mich ein Soziales Medium mit einem Foto daran erinnert, dass vor 6 Jahren die Öffentlichkeitsarbeit für das Volksbegehren Artenvielfalt – gekannt als Volksbegehren „Rettet die Bienen“ – begann und ich, ausgehend vom ÖDP-Ortverband Moosburg und Kreisverband Freising, aktiver Teil dieser Bewegung war.

Demokratieentwicklung – ein Lernweg

Damals fing sie an, meine Ausbildung zur Demokratieentwicklerin. Keine formale Ausbildung, aber ein Lernweg den ich rückblickend als Ausbildung empfinde. ein Weg mit vielen kleinen und einigen größeren, prägenden Schritten. Das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ war eine solche wesentliche Erfahrung. Ich hatte die Gelegenheit, das Kernteam in München kennenzulernen und dort angebunden zu sein. Drei Menschen, die das lebten, was sie wirklich, wirklich wollten. „New Work“ in seinem ursprünglichen Sinne. Mich hat das begeistert und sehr inspiriert.

Dieses Frühjahr hatte ich ganz deutlich das Gefühl, dass meine Ausbildung zur Demokratieentwicklerin abgeschlossen ist.

Wo ich 6 Jahre später „stehen“ würde, also wie es sich bei mir inzwischen weiterentwickelt hat, wusste ich damals natürlich noch überhaupt nicht. Geahnt habe ich, dass etwas kommt. Dass ich unterwegs bin, meinen Platz auf dieser Welt mehr und mehr zu finden. Dass das Gefühl, alles davor war noch nicht das, wofür ich hier bin, sich weiter konkretisieren würde in eine Richtung „ja, das ist es“. Im Lauf dieser 6 Jahre hatte ich immer wieder das deutliche Gefühl, dass dieser Weg, den ich eingeschlagen habe, goldrichtig ist. Auch wenn – oder gerade weil er Schritt für Schritt beim Gehen erst entsteht.

Ausbildung abgeschlossen – und nun?

Heute machen sich Millionen von Menschen Gedanken über unsere Demokratie. Ich bin froh, dass ich mehre „Lehre“ so früh begonnen habe und heute gut ausgestattet bin, um aktiv die Zukunft unserer Demokratie mitzugestalten, gemeinsam mit Anderen. Und vielleicht noch wichtiger: Da anzukommen, wo wir heute sind. Die Gegenwart bezeugen. Und würdigen: „Ja, so ist es.“ Uns gegenseitig als Menschen zu würdigen, als jeweils einzigartiges Wesen, mit der jeweils individuellen und auch der gemeinsamen Erfahrung.

SINN war mir schon immer wichtig. Ich habe eine starke philosophische und spirituelle Ader.

Mein Weg seit 2018 fühlt sich für mich maximal sinnvoll an. Auch wenn ich oft überhaupt nicht weiß, wo es genau hingeht. Und manchmal drauf und dran bin, aufzugeben.

Was mir dann oft hilft: Im Lauf einer Geburt wird es erstmal sehr, sehr eng. Ein uralter, archaischer, in uns von der Natur angelegter Prozess. Mittlerweile gelingt es mir an solchen Engstellen oft, daran zu denken: „Oh, vielleicht wird gerade mal wieder etwas Neues geboren“. Meistens ist es so. Und manchmal bleibt dabei etwas Altes zurück.

Demokratie – wie sieht deine Zukunft aus?

Wie werden neue Systeme geboren? Wo gehen alte zum Sterben hin? Manchmal stelle ich mir solche philosophischen Fragen, die mit unserer unübersehbaren Wandel-Zeit zusammenhängen.

Wo geht unsere Demokratie hin? Wird sie in 5 oder 10 Jahren vielleicht ganz anders aussehen als heute, sich uns in einer neuen Form zeigen? Vielleicht in einer Form, in der wir alle Mitgestalter:innen sind?

Heute verstehen ich Demokratie als Kunst und unsere Gesellschaft als Kunstwerk, das wir alle eingeladen sind mitzugestalten. Mich selber verstehe ich als Künstlerin, die bereits aktiv mitgestaltet. Ausgestattet mit einem feinen Gespür für Ganzheit. Mit einem starken Sinn für Harmonie. Mit diversen Ausbildungen rund um Kommunikation, Entwicklung, Logik, komplexe Systeme und ganzheitliche Gesundheit. Und mit einer starken Energie für kreative Prozesse. In mir selbst und „draußen“, gemeinsam mit Anderen.

Was macht eine gesunde Demokratie aus? Fragen wie diese inspirieren mich auf meinem Weg. Meine größte Freude ist, wenn ich andere inspirieren kann.

Meine Geburt als Künstlerin scheint mir auch wieder ein wesentlicher Meilenstein zu sein.

Wo es für mich begann

Im Grunde hat dieser Weg vor 10 Jahren begonnen. Damals ging eine jahrzehntelange Zeit als passive Demokratin, die nur wählen ging und als zahlendes Mitglied einige Vereine unterstützte, zu Ende. Auslöser war der Wunsch nach einem Ende der Zeitumstellung. Dieses Thema hat mich politisiert, weil ich nicht mehr länger nur jammern und schimpfen wollte, sondern mich selber für die Veränderung der Gegebenheiten aktiv einsetzen.

Damals wandte ich mich an den Moosburger Ortsverband der ÖDP wegen der Erfahrung dieser Partei mit direkter Demokratie.

Daraus wurde eine längere gemeinsame Geschichte. Bis ich mich schließlich entschied, eine andere Richtung einzuschlagen. Weg von parteipolitischem Engagement, hin zu parteiunabhängiger Weiterentwicklung unserer Demokratie.

Es geht nicht um Systemfragen. Es geht um systemische Fragen. Wie funktioniert dieses System? Wo gibt es Engpässe, kritische Punkte oder Knoten, die es zu lösen gilt? Und wie kann ein fruchtbares, gesundes Miteinander gelingen?

Gestern in einem Gespräch inspirierte mich eine liebe Kollegin mit einem weiterführenden Gedanken. Es könnte mehr als ein gutes Miteinander geben. Es könnte ein Füreinander entstehen. Und da kam ich beim Begriff „Gemeinwohl“ an.

Ja, ich denke, Gemeinwohl setzt ein Füreinander voraus.

Ankommen und Wirken

Vor 6 Jahren habe ich erlebt, wie über 1 Million Menschen in Bayern sich für Bienen und die Rettung der Artenvielfalt generell einsetzten. Und ich war Teil davon. Mit Infoständen und Unterschriftlisten in Moosburg. Und als Rathaus-Lotsin in Schweinfurt, wo ich geboren und aufgewachsen bin.

Heute bin ich in anderer Weise Rathaus-Lotsin. Als Gesprächspartnerin von Verantwortungsträger:innen in Rathäusern. Als Dialogbegleiterin und Moderatorin. In allen diesen Rollen als Entwicklungsbegleiterin.

Wer weiß, wo meine und die jeweils gemeinsame Entwicklung noch hingehen. Das ist nicht planbar. Aber umso lebendiger, wertvoller und für mich in gewisser Weise auch verheißungsvoll.

Meine Wurzeln liegen in Bayern. Ich habe den Eindruck, das ist ein guter Ort für mich und für meine Aufgabe. Und reisen kann ich immer, an andere Orte, wo sich eine Gelegenheit für mich auftut – oder wo es mich einfach hinzieht. Man sagt, wo eine Tür zugeht, geht eine andere auf. Erst vor wenigen Tagen hat sich dieses Bild in mir verändert. Es scheint mir nicht mehr um Türen zu gehen, sondern um eine Art Sog, von dem dieses „Sich hingezogen fühlen“ ausgeht. Aber das ist eine andere Geschichte.